500 Jahre Reformation 2017
Was bedeutet mir die Reformation?
In diesem Jahr „luthert“ es überall? Martin Luther wird vermarktet. Es gibt ihn als Playmobil-Figur. Es gibt Luther-Spielkarten, Luther-Bier, Luther-Nudeln, Luther-Kerzen und Luther-Socken mit dem markanten Aufdruck „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ dürfen natürlich auch nicht fehlen. Es sind Musicals komponiert und unzählige Bücher über Luther und die Reformation neu geschrieben worden. Eine ganze Reihe deutscher Städte –z.B. auch Marburg - werben mit dem Hinweis darauf „Reformationsstadt“ zu sein. Anlass ist das 500-jährige Reformationsjubiläum am 31.Oktober 2017. In diesem Jahr ist der Reformationstag übrigens bundeseinheitlich ein arbeitsfreier Feiertag. Die evangelische Kirche feiert ein ganzes Jahr lang dieses denkwürdige Ereignis und erinnert an den Thesenanschlag Luthers gegen den Ablasshandel im Jahre 1517, mit dem gewöhnlich der Beginn der Reformation verbunden wird. Selbst die Deutsche Bundespost hat zum Reformationsjubiläum entsprechende Briefmarken herausgegeben. Mit dem Bildnis von Martin Luther bzw. zur Bibelübersetzung Luthers und eine weitere mit einem Bild von der Wartburg – auf der Luther 1521 das Neue Testament innerhalb von 11 Wochen in die deutsche Sprache übersetzte.
Landauf, landab gibt es Veranstaltungen – Seminare, Vorträge, Konzerte und Gottesdienste – zum Reformationsjubiläum. Es werden Reisen zu den Städten der Reformation angeboten. Auch in der Ev.-luth. Kirchengemeinde in Kasan haben sich Gemeindeglieder im Rahmen eines Projektes mit der Ev. Kirchengemeinde Ostelsheim in Baden-Württemberg mit dem Reformationsgeschehen auseinandergesetzt. Sie haben sich gefragt: „Was bedeutet mir die Reformation?“ Daraus ist eine kleine Broschüre entstanden mit sehr persönlichen Stellungnahmen. Im Folgenden daraus einige Auszüge.
Pastor David Horn schreibt: „Luther lehrt mich für den Glauben und die Verkündigung das vierfache Allein.“ - In den vier Kernthesen der Reformation:
sola scriptura ( = allein die Schrift/aufgrund der Schrift)
sola gratia (= allein aus Gnaden)
sola fide (= allein aus Glauben)
solus Christus (= allein Christus)
lassen sich die wesentlichen Einsichten Martin Luthers auf den Punkt bringen.
Pastor Horn schreibt weiter: Luthers „Berufung wurzelte in dem Auftrag, als Doktor der Heiligen Schrift zu dienen, der ihn zur“ klaren Verkündigung „des Wortes Gottes verpflichtet hatte. Dabei war Luther ein Werkzeug in den Händen Gottes. Er diente Gott. Luther war zweifellos ein Genie seiner Zeit, aber das, was er erhalten hatte, war die Gnade Gottes… Alles, was er tat, hielt er nicht für sein Werk, sondern für das Werk Christi… Wir in Russland haben noch viel von seiner Tätigkeit und von seinem Dienst für Jesus Christus zu verstehen…. Sein Dienst wird nur dann verstanden, wenn das Evangelium gehört und angenommen wird. Aber dann wird nicht Luther, sondern nur Jesus Christus allein verherrlicht.“
Ludmila Pankratova - die langjährige Vorsitzende des Kirchenrates (das entspricht unserem Kirchenvorstand) – hat ihre Leitungsaufgabe unter dem Gesichtspunkt der Zwei-Reiche-Lehre Luthers reflektiert. Sie schreibt von dem geistlichen und dem weltlichen Machtbereich, die Gott regiert.
„Luther forderte, das getrennte Bestehen von diesen Machtbereichen zu bejahen. Die Unterscheidung von Staat und Kirche stützt sich auf die Worte von Jesus Christus: ‚So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.‘ (Matth.22,21).
Das entspricht den Prinzipien des Reformators. In Russland existiert diese Trennung des Staates und der Kirche. Das ist ein Segen für die lutherische Kirche, in unserem islamisch geprägten, vielkonfessionellen und multinationalen Land Tatarstan.
Vor 75 Jahren vollzog Stalin die unumkehrbare Deportation der Deutschen des Wolgagebietes. Die folgende Zeit mit Schrecken, Leiden und Zwangsassimilation sollte zur Zerstörung des Glaubens führen. Die heutige Situation fordert von uns die Rückkehr zur Bibel, die Wiedergeburt geistlichen Lebens im Sinne der Reformation…
Als Präsidentin der Synode der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland und als Vorsitzende des Kirchenrates der Katharinengemeinde Kasan verstehe ich meine Aufgabe in der Zusammenarbeit mit der Obrigkeit der Republik und der Stadt, damit wir in Frieden und Ordnung Gottes Wort predigen und die Sakramente verwalten können.“ Dass die Gemeinde in Kasan wieder in einer wunderschön renovierten Kirche ihre Gottesdienst feiern kann und sich Menschen dort trauen, taufen und konfirmieren lassen sowie die kirchenmusikalische Arbeit gute Früchte trägt und die Kirche wieder zu einem Zentrum für viele Menschen der Stadt Kasan, der Republik Tatarstan und auch Gästen aus dem Ausland geworden ist, darin sieht sie Gottes Segen.
Walter Walz – der auch dem Kirchenrat der ev.-luth. Katharinengemeinde Kasan angehört – bekennt in sehr persönlicher Weise, was ihm die Reformation bedeutet.
„Luther half mir vom Gesetz zur Freiheit des Glaubens. Im reifen Alter wandte ich mich aus dem Atheismus zu Gott und wurde ein Gemeindemitglied… Dann ist mir zum ersten Mal in meinem Leben die Frage der Erfüllung der Gottesgebote bedrängend geworden.“ (Ähnlich wie auch Martin Luther sich gefragt hat: wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Oder: was muss ich tun, damit Gott mir gnädig ist?) „Ich wusste noch wenig aus der Bibel. Aber ich erinnere mich genau in welcher Verwirrung und Verzweiflung ich mich befand. Ich fürchtete sogar selbst, ob ich das überhaupt erfüllen kann…“ Es ist bei ihm nicht von heute auf morgen alles klar gewesen. Aber je vertrauter ihm die Bibel wurde, durch den Besuch der Gottesdienst und das Hören der Predigten, durch die Gespräche mit den Pastoren aus Deutschland, dem Studium des kleinen Katechismus Luthers, durch seine Taufe und die Feier des Abendmahles hat sich bei ihm etwas verändert. So „habe ich verstanden und kam zu dem Glauben, der mir eine lebendige Hoffnung schenkte. Diese Hoffnung beruht auf dem stellvertretenden erlösenden Tod unseres Herrn Jesus Christus, der am Kreuz alle Sünden der Welt auf sich genommen hat, den Tod besiegt und mir die Hoffnung des ewigen Lebens schenkte durch seinen heiligen Geist. Als ein Sünder, der von Jesus Christus gerechtfertigt wurde, lernte ich, mich Jesus in allem anzuvertrauen.“ – Wichtig ist für Walter Walz auch Martin Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ geworden. „Sie überzeugte mich und ich erlebte eine wahre Erleichterung und Freude. Das ist für mich die Reformation! Hier ist die große Bedeutung für mich heute! Es ist mein! Mir ist es klar, ich akzeptiere es! Ja, das ist mein Glaube! Mein Herz wurde leicht in dieser Freiheit, die Christus mir schenkt.“
Victor Dietz – er ist Leiter des Deutschen Hauses der Ev.-luth. Katharinengemeinde in Kasan – betont in seinem Beitrag, wie wichtig ihm Luther im Hinblick auf die deutsche Sprache ist: „Die deutsche Sprache ist die Sprache meines Volkes (der Russlanddeutschen), das sich aus Nachfahren derjenigen Deutschen gebildet hat, die in dieses Land ausgewandert sind, und nun schon seit mehreren Jahrhunderten in Russland leben. Das ist die Muttersprache meines Vaters, der meisten meiner Verwandten und Mitmenschen. Für mich ist es unmöglich, den Menschen nicht zu ehren, der im 16.Jahrhundert einen außerordentlichen Beitrag zum endgültigen Werdegang dieser Sprache in der Heimat meiner Vorfahren geleistet hat.“ Für ihn ist die historische Bedeutung der Bibelübersetzung in die deutsche Sprache durch Martin Luther nicht hoch genug einzuschätzen.
Galina G. Japarova – eine Mitarbeiterin in der Kasaner Kirchengemeinde, die auch schon lange Deutschkurse in der Gemeinde anbietet, schreibt in ihrem Beitrag: „Ende der 1990er Jahre wurde ich auch mit Martin Luthers Rolle beim Werden der deutschen Hochsprache und der deutschen Kultur vertraut. Ich habe vieles über die Umgestaltung der westlichen christlichen Kirchen und die Entwicklung vom evangelischen Christentum erfahren.
Seit 2002 unterrichte ich Deutsch bei den Kindern der Kasaner Gemeinde. Etwas später nahm ich auch die Arbeit in der Sonntagsschule für Kinder in der Katharinengemeinde auf. Pastor Christian Herrmann hat mir geholfen, die Grundzüge von Gottes Wort, dem Evangelium zu begreifen. Und das ermöglichte mir, meine Kenntnisse den Kindern in der Sonntagsschule weiterzugeben.“
Vera Muzafarova ist Mitarbeiterin in der Kirchengemeinde Kasan und auch im Verkündigungsdienst in den Gemeinden der Propstei Wolga-Kama tätig. Sie schreibt: „Die Bibel ist das populärste Buch. Sie wurde in viele Sprachen der Welt übersetzt und wir regelmäßig neu herausgegeben. Zum ersten Mal habe ich sie im Alter von 12 Jahren gelesen. In der Sowjetunion war die Bibel verboten, und ‚verbotene Früchte schmecken am besten‘. Manchmal wurde ich in der orthodoxen Kirche durch die Schönheit des Innenraums angezogen: von den Wandmalereien und Ikonen, die Darstellung von biblischen Geschichten, die von großen Künstlern gemacht wurden. Der Chorgesang – ohne Instrumente – hat mich fasziniert. Die Töne des Lobgesangs schweben unter der Kuppel und füllen das Gotteshaus aus. Sie durchdringen die Seele und lassen Freude, Jubel und Frieden entstehen. Die Seele schwebt mit diesem Singen an der Wandmalerei vorbei unter das Gewölbe. In diese Schönheit getaucht habe ich aber nichts verstanden: weder Liedertexte, noch Liturgie, alles war in der altrussischen Sprache. Seit 1989 wurden die Russlanddeutschen in Kasan aktiv. Wir versammelten uns im Gebäude der ‚ehemaligen‘ evangelisch-lutherischen Kirche, um die Kultur, die Volkslieder, die Sprache der Russlanddeutschen zu erhalten. Unter uns waren damals Künstler, Architekten, Komponisten, Doktoren der Wissenschaften und Hochschullehrer, führende Ingenieure… Doch wir konnten die Bibel nicht verstehen und auslegen.
1995 ist Pastor Theodor Ruß mit seiner Frau Elfriede aus Deutschland zu uns gekommen. Seine regelmäßigen Predigten, Bibelstunden und Lebensart haben allmählich den Nebel um die Bibel zerstreut. Besonders erstaunlich waren für mich die Verse ‚Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn selig werde‘ (Johannes 3,17-17). Ich kannte das nicht! Diese Worte haben mein Leben umgedreht. Seit dieser Zeit habe ich mein Leben durch das Prisma der Heiligen Schrift angesehen und eingeschätzt. Allmählich haben wir gelernt, die Bibel zu verstehen und einander zu vergeben: ‚…vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern…‘. Wir haben angefangen, bewusst für unsere Kinder, Verwandten, Nächste und für Feinde zu beten! Ich habe gelernt, die Antworten auf alle Lebensfragen in der Bibel zu finden. Endlich hatte ich das Gefühl der Freiheit! Ruhe, Frieden, Sicherheit, Freude lebten seither in meinem Herzen. Ich habe begriffen: Gott ist die Liebe! Jeden Tag merke ich im Großen und im Kleinen die Erscheinung dieser Liebe. An dem Feuer in den Augen unserer Gemeindeglieder erkennt man, dass sie auch von Gott ergriffen sind, dass sie sich nicht nur als Gottes Kinder, sondern auch als GELIEBTE Kinder fühlen… Indem man die Bibel studiert, wird klar, dass sie die einzige Quelle der Weisheit ist: ohne Jesus, ohne Versöhnung und Vergebung ist es unmöglich, zu Gott zu kommen. Was ich durch Martin Luther erkannt habe und mir wichtig geworden ist, sind die 4 ‚Sola‘: …sola scriptura (allein durch die Schrift), solus Christus (allein Christus), sola fide (allein durch den Glauben) und sola gratia (allein durch die Gnade).“
Tatjana Miller – eine Mitarbeiterin der Kasaner Katharinengemeinde – weist in ihrem Beitrag darauf hin, dass Martin Luther zu den 100 Personen zählt, die die Weltgeschichte verändert haben. Sie schreibt: „So sehe ich Martin Luther: Er hat uns ein großes Erbe hinterlassen, indem er ein zuverlässiger Vermittler für die Menschen wurde, die nach der rettenden Wahrheit der Heiligen Schrift über Jesus Christus suchen. Als ich die Bibelstunden in unserer Kirche in Kasan besuchte, haben wir manche Abhandlungen von Luther studiert und uns den Lutherfilm (2003) angesehen, der sehr anschaulich die damalige Epoche und den schweren Kampf Luthers, aber auch seinen Mut und seine ‚Erfolge‘ darstellt. Pastor Ruß war der Erste, der angefangen hat, uns die Bibel zu erläutern. Er hat uns an die Hand genommen wie die Kinder und uns den schönen und schwierigen Weg zu Gott geführt, wo wir eine neue – uns vorher unbekannte – Welt entdeckt haben. Die Arbeit von Pastor Ruß hat Pastor Herrmann fortgesetzt, der aus einzelnen ‚Schafen‘ eine Gemeinschaft von Glaubensgenossen geschaffen hat – Brüder und Schwestern.
So konsequent wurden wir Lutheraner: Alle meine deutschen Vorfahren waren Lutheraner. Einmal, schon lange nach dem Tod meiner Eltern, habe ich im Schrank aufgeräumt. In der Ecke, mit der sowjetischen Zeitschrift ‚Ogonjok‘ getarnt, habe ich unbekannte alte deutsche Bücher mit gotischer Schrift entdeckt: Evangelium, Psalter, Leben Jesu Christi und andere. Deren Seiten wurden durch die Hände meiner Vorfahren geblättert, von denen keine Bilder erhalten sind. Damals war es gefährlich, solche Bücher zu Hause zu haben, und trotzdem… Dann wollte ich plötzlich wissen, wie meine Vorfahren gelebt haben und was ihr Leben bestimmt hat. Was das Luthertum ist. Dieser Wunsch hat mich in den 90-er Jahren in die Kasaner Gesellschaft der Russlanddeutschen und dann in die Kasaner Kirche geführt.“
Andrey Delajev – neues Mitglied im Kasaner Kirchenrat und Mitarbeiter, der sich um Obdachlose kümmert – schreibt:
„Zum ersten Mal habe ich von Luther im Geschichtsunterricht in der Schule gehört, damals habe ich der Reformationsbewegung keine besondere Bedeutung beigemessen. Als Gott mich 2007 zu sich gerufen und in seine Kirche geführt hatte, war ich in einem Seminar. Ich weiß noch ganz gut, wie ich den Luther-Film gesehen habe. Ich war sehr überrascht und begeistert und habe verstanden, dass ich gerade am Ort bin, wo ich sein soll. Damals wollte ich mit Luther streiten. Aber ich bin ihm doch sehr dankbar für seine reformatorische Bewegung, seinen Mut und auch seinen neugierigen Geist.“ Andrey Delajev engagiert sich in der Arbeit unter Obdachlosen. Er kennt deren Situation aus eigenem Erleben. Durch die Verkündigung in der Gemeinde wird er angestoßen, sich in diesem Bereich zu engagieren: „Ich sah diese Leute (die Obdachlosen) auf dem Platz, hörte den Worten des Predigers und erinnerte mich, wie ich selbst ohne Zuhause lebte. Wie ich im dunklen und nassen Keller saß, wie ich Angst hatte, dass ich gefangengenommen und zusammengeschlagen werde. Aus diesen Erinnerungen schöpfte ich Dankbarkeit…“ und Liebe zu den Obdachlosen, wie auch Drogensüchtigen, denen er helfen möchte, von ihrer Sucht frei zu werden. Aljona Delajev – die Frau von Andrey ist auch Mitarbeiterin in der Gemeinde – ihr gefällt an Luther seine Standfestigkeit und sein Mut, mit dem er 1521 für seine Überzeugung auf dem Reichstag in Worms eingetreten ist. Für Andrey und Aljona hat der gemeinsame Weg in die Ehe in der Katharinenkirche Kasan begonnen. Sie sind dort nicht nur kirchlich getraut worden, sondern dort haben sie sich auch kennengelernt. Sie berichtet: „Was unsere Ehe angeht, hat das alles mit dem Neujahrsfest begonnen. Wir sind sehr dankbar, dass wir mit Drogenabhängigen das Neujahr in der Katharinenkirche feiern dürfen. Es ist eine gute Möglichkeit, das Fest ohne Alkohol und Drogen zu feiern, sich gemeinsam zu freuen und denjenigen zu helfen, die gekommen sind an diesem Tag, um frei von ihrer Sucht zu werden.
Das Fest ist schön verlaufen. Alle waren sehr zufrieden. An diesem Tag verlor ich meine Lieblingsschuhe, lernte aber meinen zukünftigen Mann kennen. Wir begannen uns zu unterhalten, gingen durch die Stadt spazieren. Es war interessant, ihm zuzuhören. Er war immer positiv, lächelte und munterte mich auf. Dank ihm erfuhr ich über Christen in der ev.-luth. Katharinenkirche und darüber, wie der lebendige Gott ihn – Andrey – zu sich gerufen und in die Gemeinde geführt hat und darüber, was es bedeutet, den Hilflosen und Obdachlosen zu dienen.
So begann ich, am Sonntag zu den Gottesdiensten in die Katharinenkirche zu gehen. Anfangs war ich sehr angespannt. Ich wollte aufstehen und weglaufen, weil ich daran gewöhnt war, von Gott eine bestimmte Vorstellung zu haben. Ich stellte mir Gott vor, wie es für mich am bequemsten war. Aber Gottes Wille war, dass ich da bin, um auf sein Wort zu hören und seinem Willen zu folgen. Ich betete und mein zukünftiger Ehemann betete auch für mich. Etwas veränderte sich in mir, nachdem ich Jesus Christus durch den Glauben angenommen hatte. Mir hat sich ein Geheimnis erschlossen… und die Hauptsache ist, zu glauben und Jesus zu vertrauen.“ Alonja schließt ihren Bericht mit einer Bitte: „Ich bitte die Leute, einfach unserem Gott zu danken und für uns zu beten.“ Andrey und Alonja haben keine Eltern mehr, die sie segnen können. Das hätten sie sich von Herzen gewünscht. Sie würden sich jedenfalls über jede „Gebets-Unterstützung“ und Fürbitte freuen und dankbar dafür sein.
Das wäre auch ein gutes Zeichen von Partnerschaft, füreinander einzutreten und zu beten. Die Gemeindeglieder in Kasan praktizieren es. Nicht nur im Fürbittengebet im sonntäglichen Gottesdienst, sondern auch im persönlichen Gebet. Denn: wer füreinander betet, der wird auch füreinander wichtig. Fürbitte verbindet und weitet unseren Horizont. So schützt die Fürbitte auch vor Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit. Wie hatte doch Tatjana Miller geschrieben? Nicht: „einzelne Schafe“, sondern eine „Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern“ sind wir im Glauben – über alle Gemeindegrenzen und selbst Ländergrenzen hinweg.
Propstei Tartastan Stifung | Zusammenfassung/Überarbeitung Pfr. Jürgen Barth
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Stand: 17-07-04 |
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