Ev.-lutherische Kirchengemeinde Buchenau mit Elmshausen


Zur Kirchengemeinde Buchenau gehören die beiden Ortsteile Buchenau und Elmshausen der Großgemeinde Dautphetal. Beide Dörfer können auf eine mehr als 750jährige Geschichte zurückblicken. Die Elmshäuser feierten ihre 750 Jahrfeier 1983, die Buchenauer fünf Jahre später 1988. Obwohl die Jubiläumsfeiern das eigene Dorfbewusstsein festigten, gehören Buchenau und Elmshausen seit je her zusammen. Kindergarten und Grundschule - mit Förderstufe - für beide Orte sind in Buchenau. Der Patronatsherr lebt in Elmshausen. Gottesdienste finden in beiden Dörfern statt, die bis zum Kriegsende fast ausschließlich evangelisch waren.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kamen Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten Deutschlands und Deutschstämmige vom Balkan und fanden hier eine neue Heimat. Durch diesen Zustrom entstand eine katholische Gemeinde, die in Buchenau die Kirche und das evangelische Gemeindehaus mitbenutzt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich die Einwohnerzahl in Buchenau auf 2500 mehr als verdoppelt, die Mitgliederzahl der evangelischen Kirchengemeinde wuchs entsprechend auf ca. 1800 an. Nur noch wenige Nebenerwerbslandwirte bewirtschaften die umliegenden Nutzflächen. Die meisten arbeiten in der mittelständischen Industrie oder im Dienstleistungsgewerbe der näheren Umgebung. Mit der Landwirtschaft sind auch die Marburger Tracht und die Biedenköpfer Amtstracht fast ganz verschwunden, die bis zum Kriegsende zum Alltagsbild des bäuerlichen Dorflebens gehörten. Nur noch einzelne Frauen fühlen sich der traditionellen Tracht verbunden. Mit der Zeit verschwindet auch das Hinterländer Platt aus dem Alltag der Dorfbewohner. Zwar sprechen noch viele Alteingesessene heimatliche Mundart, aber nur wenige geben den Dialekt an ihre Kinder weiter.



Das Gemeindeleben

Der Gottesdienst hat einen hohen Stellenwert im Bewusstsein der Dorfbevölkerung. Besonders zu den kirchlichen Festzeiten ist er sehr gut besucht. Andere Veranstalter versuchen auf die Gottesdienstzeiten Rücksicht zu nehmen und sprechen ihre Veranstaltungen mit der Kirchengemeinde ab. Neben den sonntäglichen Hauptgottesdiensten wird Kindergottesdienst gefeiert, der ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen gestaltet wird. Alle zwei Jahre wird ein großes Gemeindefest auf dem Burgberg veranstaltet. Dazwischen finden kleine Gemeindefeste auf dem Gelände der Kirche und des Gemeindehauses statt. Das Erntedankfest wird jedes Jahr als Familiengottesdienst im Bürgerhaus gefeiert.
Die Konfirmandenarbeit ist ein Schwerpunkt im Gemeindeleben. Der Vor- und Hauptkonfirmandenunterricht ist einmal in der Woche. Von ehrenamtlichen Mitarbeitern wird samstagabends eine Teestube angeboten, die gezielt Konfirmanden anspricht. Während der Konfirmandenzeit finden zwei Freizeiten statt, die ohne ehrenamtliche Mitarbeiter in der Form nicht durchgeführt werden könnten. Die Konfirmanden übernehmen diakonische Aufgaben der Kirchengemeinde und führen Haussammlungen durch. Zur Tradition der Konfirmandenzeit gehört das Schmücken der Kanzel zum Missionsfest und das Neujahrssingen in der Silvesternacht. Der Vorstellungsgottesdienst wird vom jeweiligen Konfirmandenjahrgang vorbereitet und gestaltet: Die gemeinsame Abendmahlsfeier ist am Samstag vor der Konfirmation. Am Konfirmationssonntag selbst ist das ganze Dorf auf den Beinen. Für die Jugendlichen ist dies ein besonderer Tag. Nach der Konfirmation werden die Jugendlichen zur „Jugendstunde" eingeladen, die wöchentlich stattfindet und von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleitet wird.
Im Alten Pfarrhaus stehen ausgebaute Kellerräume, die in Eigeninitiative von den Jugendlichen gestaltet wurden, für eine offene Jugendarbeit zur Verfügung. Hier fehlt allerdings noch ein Konzept. Der Mitarbeiterkreis hat in den letzten Jahren versucht, dies aufzunehmen. Bis zum Ende der achtziger Jahre wurde erfolgreich eine missionarische Jugendarbeit aufgebaut. Danach fehlte es an ehrenamtlichen Mitarbeitern, um diese fortzuführen. Der Mitarbeiterkreis konnte den Anforderungen aus der Jugendarbeit nicht mehr gerecht werden. Eine grundlegende Neuorientierung im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ist nötig. Der Kirchenvorstand ist sich bewusst, dass die Kinder- und Jugendarbeit in den kommenden Jahren eine der wichtigsten Aufgaben sein wird und sucht hier neue Wege.
Die Kirchengemeinde ist sehr stark in der Missionsarbeit engagiert. Sie ist traditionell der Hermannsburger Mission verbunden. Das jährliche Missionsfest am zweiten Sonntag im Juni wird seit 1993 als kleines Gemeindefest gefeiert. Seit den fünfziger Jahren ist die Gemeinde durch die Landeskirchliche Gemeinschaft mit der Deutschen Missionsgemeinschaft verbunden. Der jährliche Missionstag findet am ersten Sonntag im September statt. Seit den siebziger Jahren ist die Gemeinde zusätzlich mit kleineren, meist freikirchlichen Missionswerken verbunden und unterstützt insgesamt sechs Missionare, die den Weg aus der Kinder- und Jugendarbeit in die äußere Mission fanden. Sie sind in Spanien, Ghana, Thailand, Japan und Malaysia tätig. Das außerordentliche Engagement der Kirchengemeinde in der Mission hat sich verselbständig und bringt Impulse von außen in die Gemeindearbeit. Sie bindet enorme geistige und materielle Kräfte. Die Frage stellt sich, ob eine Landgemeinde Missionsarbeit in diesem Umfang auf Dauer tragen kann. Ohne tatkräftige Unterstützung der Landeskirchlichen Gemeinschaft, die als fester Bestandteil das kirchengemeindliche Leben mitbestimmt, wäre das sicherlich nicht möglich. Die durch „Vereinshaus" und Missionsgesellschaften gepredigte Theologie hat ihre Wurzeln in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts und steht in Spannung zur volkskirchlichen Realität. Eine wichtige Rolle spielt deshalb der jeweilige Ortspfarrer, zu dessen Aufgaben es gehört, beiden Richtungen innerhalb der Gemeinde gerecht zu werden.
Über das Engagement in der äußeren Mission hinaus ist der Kirchenvorstand bemüht, die Gemeinde an Evangelisationen zu beteiligen. Da die Gemeinde der Evangelischen Allianz verbunden ist und diese auch vor Ort praktiziert, hat sie sich den beiden „Pro-Christ"-Veranstaltungen angeschlossen. Daneben werden regelmäßig in der Gemeinde Kinder- und Bibelwochen durchgeführt.
In der Trägerschaft der Kirchengemeinde befindet sich seit 1972 ein dreigruppiger Kindergarten, der 75 Kindern Platz bietet. Der Kindergarten ist ein wichtiger Teil des Gemeindelebens.
Ein Höhepunkt im Kirchenjahr ist der Kirchenkaffee und der Basar, der jedes Jahr von Seiten des Frauenkreises am Ewigkeitssonntag geplant und durchgeführt wird. Der Frauenkreis bereitet auch selbständig mit den katholischen Frauen den Weltgebetstag vor, der ein Stück gelebter Ökumene in unserer Gemeinde verwirklicht.
Die Kirchengemeinde Buchenau ist sich ihrer Randlage innerhalb des Dekanates Biedenkopf durchaus bewusst. Vielleicht rührt daher das ausgeprägte Selbstbewusstsein. Noch heute wird mit Stolz von drei Buchenauer Kirchenvorstehern erzählt, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Großherzog nach Darmstadt gingen, um dort eine Beschwerde wegen der Besetzung der Pfarrstelle vorzutragen. Sie waren mit dem vorgeschlagenen Pfarrer nicht einverstanden. Freilich war der Großherzog von ihrer Beschwerde auch nicht erbaut, und so mussten die drei Männer helfen, den Schlossgraben auszuheben.
Noch heute verschließt sich die Gemeinde manchen Einflüssen aus der Landeskirche, besonders in theologischen und ethischen Fragen. Aber sie lernt, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Wenn dabei unterschiedliche Überzeugungen vertreten werden, müssen aber nicht gleich drei Kirchenvorsteher nach Darmstadt, um bei der Sanierung der Kirchenverwaltung zu helfen.

Aus 'Kirche an Lahn und Eder', Evangelisch-Lutherisches Dekanat Biedenkopf 1995



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Stand: 12-07-01 © Copyright by ev.-luth. Kirchengemeinde Buchenau